Schwerpunktthema Blackout und Mangelbewirtschaftung

Viel wird dieser Tage über das Thema Blackout gesprochen. Aber ist ein Blackout sehr wahrscheinlich und wäre dieser wirklich so schlimm?

Sollte es in Tirol zu einem großen Blackout kommen, so sind wir in der vorteilhaften Situation, dass der Netzwiederaufbau durch unsere Spitzenstrom-Kraftwerke relativ schnell innerhalb weniger Stunden erfolgt. Bei einer Exkursion zum Kraftwerk Kaunertal haben wir uns den Netzwiederaufbau-Plan der Tiwag genauer angesehen. Wenn in Tirol der Strom ausfällt, gehen in Prutz die Lichter wieder an.

Im Rahmen des Projektes KEMAP haben wir uns mit dem Thema Blackout als eines der zentralen Projektthemen intensiv auseinandergesetzt. Eines vorweg: Dass über das Thema Blackout so viel diskutiert wird, hängt maßgeblich damit zusammen, dass wir in den letzten 25 Jahren schleichend massiv von Elektrizität abhängig geworden sind. Würde demnach der Strom ausfallen, dann hätte dies tatsächlich massive Auswirkungen auf unser modernes Leben. Heizungen würden ausfallen, Bankomaten funktionieren nicht mehr, Tankstellen und Lebensmittelgeschäfte bleiben geschlossen. Das Thema Blackout muss ernst genommen werden.

Auf der anderen Seite ist es jedoch auch so, dass sich dieses dystopische Szenario sehr gut dafür eignet, um Angst, Schrecken und Aufmerksamkeit zu erregen. Kaum ein Tag vergeht, an dem das Thema Blackout nicht in den Medien präsent ist. Damit kann man auch Quote machen. Wir haben im Rahmen von KEMAP mit der Tiwag über das Blackout-Risiko, aber auch über die Netz-Wiederaufbaustrategie gesprochen. Und dabei sind wir zu folgender Erkenntnis gekommen:

Ja, ein Blackout kann passieren. Dieser dürfte jedoch in Tirol nach wenigen Stunden auch wieder beendet sein.

Zwei Exkursionen haben uns zum Kraftwerk Kaunertal geführt. Dort haben wir uns die Situation der Stromversorgung in Tirol angesehen und interessante Hintergründe über den Netzwiederaufbauplan im Falle eines Blackout erfahren.

Den vollständigen Bericht zur Exkursion im KW Kaunertal findest Du hier.

Auszug aus dem Exkursionsbericht

Für den Fall eines „großen“ Blackout in Europa hat die Tiwag ein umfangreiches Krisenmanagement vorbereitet. Ein komplexer Wiederaufbauplan soll dafür sorgen, dass Tirol möglichst rasch wieder mit Strom versorgt werden kann. Die österreichische Bundesregierung hat einen Krisenstab für den Fall eines Blackout eingerichtet, unter Federführung der APG (Austria Power Grid), welche unter anderem dafür zuständig ist, die Informationen aus dem In- und Ausland im Ernstfall zu bündeln. Wird der Ernstfall eines Blackout ausgerufen, so beginnt bei der Tiwag die Umsetzung des Krisenplanes.


Prutz spielt eine entscheidende Rolle!
Das Kraftwerk Prutz ist schwarzstartfähig. Dies bedeutet, dass das Kraftwerk über eine vom Netz unabhängige Stromversorgung verfügt – in Prutz sind dafür 2 Eigenbedarfsgeneratoren vorhanden, um die notwendigen Einrichtungen zum Betrieb der Hauptmaschinensätze zu betreiben. Es gibt mehrere Varianten, wie das Tiroler Stromnetz wieder aufgebaut werden kann. Die bevorzugte ist jene, dass das Tiroler Stromnetz vom Kraftwerk Kaunertal, also von Prutz aus, wieder aufgebaut wird. Die fünf Hauptmaschinensätze in Prutz wurden, wie alle großen Kraftwerke der TIWAG, mit speziellen Funktionen für den Netzwiederaufbau vorbereitet. Eines der ersten Umspannwerke Tirols, welches wieder in Betrieb gehen würde, ist jenes von Prutz und somit werden auch das Gemeindegebiet von Prutz und die umliegenden Gemeinden wieder mit Strom versorgt.

Fazit: Prutz würde im Falle eines Blackout sehr wahrscheinlich nach rund einer Stunde und 15 Minuten wieder mit Strom versorgt werden können, wenn die bevorzugte Aufbauvariante möglich ist.

Selbst im Falle einer stattfindenden Revision im Kraftwerk Kaunertal und einem alternativen Wiederaufbauplan ausgehend vom Kraftwerk Sellrain-Silz wäre Tirol nach einigen Stunden wieder flächendeckend mit Strom versorgt.

Was, wenn der Worst-Case eintritt?
Im Rahmen unseres Projektes befassen wir uns natürlich immer auch mit Worst-Case Szenarien. Die gute Nachricht zuerst. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir in Prutz längere Zeit ohne Strom auskommen müssen. Experten führen jedoch auch andere Aspekte ins Feld. So gibt es Befürchtungen, dass ein Hackerkollektiv das Stromnetz massiv stören und so einen Aufbau des Stromnetzes für längere Zeit verhindern könnte. Andere Regionen in Europa haben zudem schlechtere Voraussetzungen für einen raschen Netzaufbau. Wie der aktuelle Ukrainekrieg zeigt, kann bereits der Ausfall einiger Produktionsstätten zur massiven Störungen von Lieferketten führen. Selbst wenn wir in Prutz längst wieder mit Strom versorgt werden, müssten wir dennoch damit rechnen, dass die Versorgung mit lebenswichtigen Produkten für längere Zeit gestört bleiben würde. Im Rahmen von KEMAP wollen wir uns demnach auch mit längerfristigen Auswirkungen eines Blackout beschäftigen und entsprechende Vorbereitungen treffen.

Führung durch das Kraftwerk
Im Anschluss an den theoretischen Teil, führte Franz Eckhart durch das Kraftwerk in Prutz. Neben der „Warte“ konnten wir uns auch live von der Kaltstartfähigkeit des Kraftwerk Kaunertal überzeugen. Die entsprechende Turbine wurde zu  Demonstrationszwecken gestartet. Eine Führung in den Berg zum neuen Druckstollen und durch das Maschinenhaus zeigten die Dimensionen der mächtigen Kraftwerksanlage.

Fazit: Ein sehr aufschlussreicher Abend mit wertvollen Informationen für unser KEMAP-Projekt ging gegen 21:30 Uhr zu Ende. Danke an die Tiwag und an Franz für die Unterstützung.

Blackout - ein Begriff mit vielen Bedeutungen

Vom Theater zum plötzlichen Stromausfall.

Wusstest Du, dass der Begriff Blackout ursprünglich aus dem Theater stammt. Geht am Ende einer Szene zur Unterstreichung einer Pointe plötzlich das Licht aus, so spricht man von einem Blackout. Der Begriff Blackout hat sich mittlerweile für viele Formen der plötzlichen und unerwarteten Unterbrechung eines Dienstes oder einer Funktion etabliert. Eine übersichtliche Darstellung zum Begriff des Blackout, findest Du auf Wikipedia.

Blackout auf Wikipedia

Was bedeutet Mangelbewirtschaftung

Tirol scheint im Falle eines Blackout eine begünstigte Position einzunehmen. Mit dem Konflikt in der Ukraine hat sich jedoch ein neues und durchaus ernstzunehmendes Thema etabliert, welches uns eine Zeit lang verfolgen dürfte, die Mangelbewirtschaftung mit elektrischer Energie. Ob und in welcher Form eine Mangelbewirtschaftung stattfinden könnte, kann im Moment nicht seriös vorausgesagt werden.

Als Mangelbewirtschaftung bezeichnet man die geplante und angekündigte Abschaltung der Energieversorgung (Strom, Gas) für große Verbraucher, wie Industriebetriebe und im Extremfall auch für private Haushalte und Unternehmen aufgrund fehlender Energie. Speziell in den verbrauchsstarken Wintermonaten und unter dem Eindruck der Gasknappheit, könnte dies in den nächsten Monaten möglich werden. Gas ist Energieträger für rund ein Drittel der Stromproduktion in Europa.