Zum Hauptinhalt springen

Ergebnisse zum Thema "Betriebliche Vorsorge"

Wie können sich Unternehmen und Institutionen auf Krisen- oder Katastrophenszenarien vorbereiten? Mit dieser Fragestellung hat sich die Gruppe "Private und betriebliche Vorsorge" beschäftigt.

Vorsorge für Betriebe und Institutionen

Jeder Unternehmerin, jeder Unternehmer hat sich vermutlich schon einmal die Frage gestellt, wie es mit dem Unternehmen weitergehen könnte, wenn im Betrieb ein Brand ausbricht oder ein Wasserschaden eintritt. Natürlich gibt es für klassische Schadensfälle Versicherungen, elementare Ereignisse sind jedoch von der Versicherung meist ausgeschlossen. In jedem Fall stellt sich eine entscheidende Frage:
 

Kann mein Unternehmen im Falle eines Schadensereignisses oder eines Katastrophenfalles wirtschaftlich überleben?
 

Diese Frage stellen sich natürlich auch die Wirtschaftswissenschaften. Aus diesem Grunde hat sich ein eigener Zweig entwickelt, der sich mit Fragestellungen rund um die Sicherstellung des Fortbestandes eines Unternehmens im Sinne ökonomischer Nachhaltigeit im Falle eines schwerwiegenden Ereignisses befasst.

"Betriebliches Kontinuitätsmanagement"

Betriebskontinuitätsmanagement (BKM; englisch business continuity management (BCM)) bezeichnet in der Betriebswirtschaftslehre die Entwicklung von Strategien, Plänen und Handlungen, um Tätigkeiten oder Prozesse – deren Unterbrechung der Organisation ernsthafte Schäden oder vernichtende Verluste zufügen würden (etwa Betriebsstörungen) – zu schützen bzw. alternative Abläufe zu ermöglichen. Ziel ist somit die Sicherstellung des Fortbestands des Unternehmens im Sinne ökonomischer Nachhaltigkeit im Angesicht von Risiken mit hohem Schadensausmaß (Quelle Wikipedia).

Was ist Betriebliches Kontinuitätsmanagement (BKM)?

BKM verfolgt das Ziel, die Geschäftstätigkeit auch in Krisensituationen oder unter plötzlich auftretenden, erschwerten Bedingungen aufrecht zu erhalten. Im Zeitalter elektronischer Informationsverarbeitung und Vernetzung liegt der Fokus häufig in der "IT-Notfallplanung". Je nach Unternehmensschwerpunkt empfiehlt sich jedoch eine gesamtheitliche Betrachtung. Von zentraler Bedeutung ist die Frage, welche Prozesse unbedingt aufrecht erhalten werden müssen und welche Maßnahmen dafür notwendig sind.

Technische Betrachtung

Um BCM im Unternehmen zu etablieren, ist es notwendig, einen Notfallplan aufzustellen und ein Krisenteam im Unternehmen einzurichten. Die wichtigsten Geschäftsprozesse sollten dabei auch in Krisensituationen gesichert bleiben. Neben dem Aufbau von Krisenplänen und dem Einsatz eines geschulten Krisenteams ist es wichtig, dass Mitarbeiter:innen in gezielten Schulungen auf das Thema sensibilisiert werden und die Bewältigung kritischer Situationen in Form von Übungen geprobt wird.

Katastrophenszenarien

Bei der Erstellung eines Notfallplanes sollte auf die folgenden Szenarien besonders Rücksicht genommen werden. Beachte jedoch, dass es stark vom unternehmerischen Schwerpunkt abhängt, welcher Bereich besondere Aufmerksamkeit erfordert.

  • IT/System-Ausfall
  • Stromausfall
  • Gebäudeausfall
  • Ausfall von Personal (bspw. Pandemie)
  • Ausfall von wichtigen Lieferanten/Partnern

Praktische Anwendung

Unser Fokus beim Projekt KEMAP lag bei kleineren und mittleren Unternehmen im Umkreis von Prutz. Wer sich für das Thema interessiert, dem empfehlen wir, sich ein Team von 3-5 Personen im Unternehmen zusammenzustellen und in Form eines Workshop die wichtigsten Geschäftsprozesse zu analysieren. Was wäre, wenn der Strom ausfällt? Was wäre, wenn unsere Daten durch einen Trojaner verschlüsselt werden? Von welchen Lieferanten sind wir besonders abhängig?

Größere Unternehmen ziehen für professionelle Konzepte externe Berater zu Rate. Sprich auf jeden Fall mit Deinem IT-Betreuer und kläre mit Deiner Versicherungen wichtige Punkte ab.

Welche Bedrohungen könnten Dein Unternehmen treffen?

Eine umfassende Zusammenstellung von möglichen Bedrohungen, die ein Unternehmen treffen könnten.

Kriminelle Handlungen

  • Sabotage
  • Erpressung
  • Spionage
  • Betrug
  • Bombendrohung
  • Entführung

Höhere Gewalt

  • Erdbeben
  • Überschwemmungen
  • Dürre oder Brände
  • Gesundheitskrisen (Covid-Pandemie)
  • Radioaktive Verseuchung

Betriebliche Szenarien

  • Arbeitsunfähigkeit / Tod wichtiger Personen
  • Liquiditätsprobleme
  • Unterbrechung von Lieferketten / Lieferanten
  • Energie-Mangelbewirtschaftung
  • Ausfall von Märkten / Umsatzeinbruch
  • Probleme mit Software
  • Ausfall der Verrechnung / Verwaltung
  • Ausfall von Produktionsstätten, Produktionsfehler, etc.
  • Unbrauchbare / Verdorbene Ware im Lager
  • Falsche Markteinschätzung

Betriebsstörungen

  • Ausfall von Produktionsstätten
  • Ausfall von Verwaltungsgebäuden
  • Ausfall von Lagerstätten
  • Produktionsfehler
  • Streiks
  • Stromunterbrechungen
  • Ausfall der IT
  • Ausfall Telekommunikation
  • Ausfall von Schlüsselarbeitskräften

Vorgehensweise zur Implementierung

Mit diesen Maßnahmen kannst Du einen unternehmensweiten Prozess in Gang setzen.

Unternehmer:innen sollten ein grundsätzliches Interesse daran haben, Krisensituationen so gut als möglich zu bewältigen und Schaden abzuwenden. Grundsätzlich sollte dem Thema Prävention große Bedeutung zugemessen werden. Nicht immer lässt sich Schaden ausschließen, das wirtschaftliche Überleben eines Unternehmens sollte jedoch immer im Vordergrund stehen. Nicht nur das eigene Interesse an Schadensbegrenzung sind ausschlaggebend für ein entsprechendes Projekt im Unternehmen. Auch gesetzliche Bestimmungen können den Ausschlag für ein BKM-Projekt geben.

Zum Projektdesign gehört die Einsetzung einer Projektgruppe aus geeigneten Mitarbeiter:innen unter Berücksichtigung aller wichtigen Geschäftsbereiche. Eine aktive Mitarbeit von Inhaber:innen oder Geschäftsführer:innen ist gerade bei kleinen Unternehmen besonders wichtig. Einer genauen Analyse der kritischen Bereiche und geeignete Maßnahmen führen zu einem Notfallplan.

Bei der Projektumsetzung geht es darum, beschlossene Maßnahmen umzusetzen. Beispiele wären die Implementierung einer Notstromversorgung, spezielle Absonderungsmaßnahmen für infizierte Personen, Einrichtung von Homeoffice und Anschaffung von entsprechender IT-Ausstattung oder die Implementierung eines speziellen Backup-Konzeptes.

Sämtliche Mitarbeiter:innen sollten regelmäßig in die getroffenen Maßnahmen eingeschult werden und kritische Abläufe sollten in regelmäßigen Abständen geübt werden. Nicht zuletzt sollten die Maßnahmen regelmäßig evaluiert und gegebenenfalls adaptiert werden.

In einigen Unternehmen kann es notwendig sein, dass auch externe Institutionen wie die Feuerwehr, das Rote Kreuz oder andere Akteure in bestimmte Unternehmensbesonderheiten eingebunden werden. Beispielsweise bei brandgefährdeten Produktionshallen oder wenn gefährliche Stoffe gelagert werden.

Checkliste für Betriebe und Institutionen

Die folgende Checkliste weist in manchen Teilen eine Übereinstimmung mit der Checkliste der WKO zum Thema Blackout auf und wurde von unserer Seite angepasst. Informationen zum Thema Blackout-Vorsorge und die "Checkliste Blackout" für Unternehmen findest Du unter diesem Link

Blackout-Information für Unternehmen (WKO)

Mögliche Punkte, die Du berücksichtigen solltest. Eigene Anforderungen sollten natürlich ergänzt werden.

Vorsorgemaßnahmen

  • Gibt es Notfallpläne für mein Unternehmen?
  • Beinhalten diese Notfallpläne auch Maßnahmen für einen Stromausfall?
  • Liegen meine Notfallpläne in gedruckter Form vor, um bei einem Stromausfall darauf zugreifen zu können.
  • Ist mein Unternehmen systemrelevant?


Einbeziehung von Mitarbeiter:innen

  • Wurden meine Mitarbeiter:innen auf ein Blackout-Szenario vorbereitet? Wurde berücksichtigt, dass Stromausfälle auch außerhalb von Arbeitszeiten stattfinden können? Wissen Mitarbeiter:innen bei systemrelevanten Betrieben, dass sie unverzüglich im Unternehmen erscheinen sollten oder gewisse Notfallmaßnahmen ergreifen sollten?
  • Welche Aufgaben sind bei einem Stromausfall unbedingt in welcher Zeit zu erledigen?
  • Wer kann diese Aufgaben erledigen? Wer muss nicht im Unternehmen anwesend sein?
  • Wer koordiniert die entsprechenden Maßnahmen?
  • Wurde die entsprechenden Abläufe praktisch simuliert?
  • Wie können Mitarbeiter:innen zuhause kontaktiert werden, wenn die Telekommunikation ausgefallen ist?
  • Welche Maßnahmen können getroffen werden, damit Mitarbeiter:innen zuhause vorbereitet und damit in der Lage sind, den Betrieb aufzusuchen?
  • Müssen Mitarbeiter:innen im Unternehmen untergebracht und versorgt werden?
  • Gibt es Mitarbeiter:innen in einem Krisenstab?
  • Wie kann sichergestellt werden, dass ausreichend Personal vorhanden ist?


Sicherheit

  • Besteht die Gefahr, dass Personen aus gefährdeten Bereichen geborgen werden müssen, weil der Strom ausgefallen ist?
  • Besteht die Gefahr von Plünderungen? Gibt es unbedingt abzusichernde Betriebsanlagen oder Lager?


Notbetrieb

  • Ist ein Notbetrieb sinnvoll oder ist es möglich abzuwarten, bis die Stromversorgung wieder intakt ist?
  • Welche Rolle spielt die IT im Unternehmen?
  • Benötigt die IT in bestimmten Bereichen eine Notstromversorgung, eine USV oder einen Generator um Datenverlust zu vermeiden? Reicht es, wenn die IT-Systeme geregelt heruntergefahren werden?
  • Welche kritischen Prozesse wurden im Rahmen des Business Continuity Managements identifiziert?
  • Könnte es durch Spannungsschwankungen beim Hochfahren eines Systems zu Schäden kommen? Wer trennt die IT vom Stromnetz und sorgt für eine geregelte Wiederinbetriebnahme? Sind externe Dienstleister:innen notwendig und verfügbar?
  • Macht eine Notbevorratung von Waren für den Falle eines Blackout Sinn, um die Produktion aufrecht zu erhalten?
  • Sind Lichtinseln notwendig, also einzelne Bereiche, die notstromversorgt sind?
  • Gibt es Anlagen die gekühlt werden müssen oder besteht die Gefahr, dass Ware verdirbt?


Wiederinbetriebnahme

  • Ist eine Checkliste zur Aufnahme der Produktion sinnvoll?
  • Welche technischen Einrichtungen müssen überprüft werden?
  • Mit welchen Partnern, Lieferanten, Kunden muss Kontakt aufgenommen werden?
  • Wer überwacht den Übergang vom Notbetrieb in den Regelbetrieb?
  • Kann die Wiederaufnahme der Produktion in einem Testlauf getestet werden?