A. Die fünf Szenarien

Am 08. Jänner 2023 um 18:15 Uhr kommt es in Folge eines Großbrandes in einem Knotenpunkt in Süddeutschland zu einem kritischen Frequenzabfall des europäischen Stromnetzes unter 50 Hz. Trotz aller Versuche die Netze aufzutrennen und trotz aller Sicherheitsvorkehrungen, kommt es zu einer Kettenreaktion. Binnen weniger Sekunden
fällt in großen Teilen Europas der Strom aus. Die Außentemperatur im Hochwinter beträgt zum Zeitpunkt des Blackout in Prutz gerade minus10 Grad Celsius. Tageszeitbedingt ist es bereits komplett dunkel. Aufgrund der zunächst völlig
unübersichtlichen Lage weiß auch von öffentlicher Seite niemand, was genau geschehen ist und wann das Stromnetz wieder funktionieren wird. Nachdem die Stromversorgung nach rund 12 Stunden noch immer nicht wiederhergestellt ist, ist im Radio (Autoradio) zu hören, dass es sich um einen europaweiten Blackout handelt. Der lange befürchtete
Notfall ist eingetreten.

Aufzüge stecken fest, Bankomaten funktionieren nicht mehr, Tankstellen sind aufgrund fehlender Notstromversorgung geschlossen, Geschäfte bleiben am Montag wegen nicht funktionierender Kassen geschlossen, Heizungen im Privatbereich funktionieren nicht mehr. Analysiere Deinen Bereich. Was könnte in Deinem Bereich nicht mehr
funktionieren? Analysiere Deinen Arbeitsalltag. Versuche dabei noch keine Erklärungen oder Lösungen zu finden, sondern stelle dir entscheidende Fragen aus Deinem Arbeitsumfeld. Bedenke, dass die städtische Bevölkerung Richtung Land flüchtet, weil es zu Sicherheitsproblemen in Ballungszentren gekommen ist. Erstelle einen Fragenkatalog.

Am 25. August 2024 kommt es in Folge einer Vb-Wetterlage im Alpenraum zu einem Stauniederschlag. Extrem feuchte Luft aus dem Adria-Raum trifft auf eine Kaltfront aus dem Norden. Die stationäre Regenfront bringt ungeheure Regenmengen im Ausmaß von 300 mm/m2 in 24 Stunden im unteren Engadin. Der Inn erreicht einen noch nie
gemessenen Höchststand und tritt im Bereich des Inn-Knie beim Tiwag-Auslass des KW Kaunertal über die Ufer. Zunächst kommt es zu Überschwemmungen im Bereich Entbruck. Schließlich suchen sich die Wassermassen eine Bahn durch den Ortsteil Au und überschwemmen in weiterer Folge das Dorfzentrum und die Kabisreith. Der
Mühlberg und Teile des Oberdorfes bleiben verschont. Welche Fragestellungen ergeben sich für Deine Arbeitsgruppe aus diesem Szenario?

Am 21. Juli 2025 um 17:32 Uhr kommt es im Bereich des vorderen Kaunergrat zu einem heftigen Unwetterereignis. Ein gewaltiger Hagelschlag führt zur Lockerung des Erdreichs im Alpinen Gelände zwischen der Aifner Spitze und dem Köpfle, Großen Regenmengen transportieren das lockere Material Richtung Tal. Die Folge ist eine gewaltige Mure
entlang des Prantacher Mühlbach. Bäume werden entwurzelt und führen in Kombination mit großem Gestein zu einer Verklausung des Faggenbach in der Nähe der Auffahrt Kauns beim Gasthof Alpenrose. Der Faggenbach wird mehr als 2 Meter aufgestaut. Eine Flutwelle droht Prutz und Faggen zu überschwemmen. Welche Fragestellungen ergeben
sich aus diesem Szenario für Deinen Bereich?

Am 03. Mai 2024 um 17:48 Uhr heulen in Prutz die Sirenen. Nach wochenlanger Dürre im Spätwinter und im Frühjahr sind die Böden extrem ausgetrocknet. Eine Situation, die aufgrund des Klimawandels bereits mehrfach zu beobachten war und durch das inneralpine Trockengebiet im Talkessel von Prutz noch verschärft wird. Gegen 17:40 Uhr überhitzen bei einem Richtung Tal fahrenden LKW die Bremsen. Es kommt zu Funkenflug und angrenzende Wiesen geraten in Brand. Durch starken Wind breitet sich das Feuer rasch in Richtung Wald aus. Große Teile des Leitenwaldes stehen in Flammen und drohen bis ins bewohnte Gebiet vorzudringen. Dichter Rauch liegt über dem Talkessel. Löschwasser ist aus dem Faggenbach und dem Inn verfügbar, andere Bäche sind ausgetrocknet. Welche Gefahren könnten sich für Deinen Bereich ergeben? Welche Fragestellungen ergeben sich?

Am 16. April 2023 kommt es im Atomkraftwerk Tricastin in Südfrankreich zu einem atomaren Zwischenfall. In Folge eines starken Erdbebens in der Region Montpellier fällt die Kühlung von Block 1 aus. Es kommt zum GAU. Aufgrund einer Nordwest-Strömung gelangt Radioaktivität mit einer Regenfront auch in den Alpenraum. Welche Fragen ergeben sich aus diesem Störfall für Deine Arbeitsgruppe?